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Der Markt für Elektroautos ist ohne Zweifel einer der größten Zukunftsmärkte überhaupt. Während 2020 gerade mal 1,2 % der hierzulande gemeldeten PKWs volleketrisch waren, soll deren Anteil laut statistischem Bundesamt bis 2030 bereits auf knapp 25 % ansteigen. Andere Quellen gehen bis dahin sogar von einem Marktanteil von bis zu 40 % aus. Auch in anderen Ländern wie China, USA oder Frankreich ist mit ähnlichen Entwicklungen zu rechnen. Dieses Wachstum wird natürlich nicht nur normale PKWs, sondern auch LKWs und Transporter betreffen. Gerade im Markt für Elektrotransporter ist großes Wachstum zu erwarten, da diese aktuell noch kaum verbreitet sind.

Im Markt für Elektrofahrzeuge tummeln sich viele Start-ups. Dies liegt daran, dass sich die technologische Plattform von E-Fahrzeugen fundamental von der von normalen Benzin- und Dieselautos unterscheidet. Große und schwerfällige Automobilkonzerne können mit ihren oft festgefahrenen Strukturen und den hauptsächlich auf Verbrenner ausgerichteten Fertigungsstätten nur schwer auf die sich ändernden technologischen Herausforderungen reagieren. Innovative und flexibel agierende Start-ups haben es hier deutlich einfacher. Im folgenden Artikel stellen wir fünf interessante Start-ups für Elektrotransporter vor, die das Potenzial haben, die Branche ordentlich aufzumischen.

Rivian

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Der fulminante Börsengang des US-amerikanischen Start-ups Rivian im November 2021 hat die Anlegerwelt gespalten. Während bei den einen Reminiszenzen an die düsteren Tage der Dotcom-Blase hervorgerufen worden, sehen die anderen das 2009 gegründete Rivian als das neue Tesla an. Tatsache ist, dass das Debüt von Rivian den größten Börsengang des Gesamtjahres 2021 darstellte. Obwohl das Unternehmen aktuell noch keine nennenswerten Umsätze erzielt, beträgt die Marktkapitalisierung zurzeit über 80 Milliarden USD. Manch einer dürfte sich fragen, wie das zusammenpasst?

Zum einen hält der US-Gigant Amazon um die 20 Prozent der Unternehmensanteile an Rivian, was vielen Investoren ein hohes Maß an Sicherheit vermittelt. Daneben ist auch der Automobilkonzern Ford beteiligt. Zum anderen hat Amazon bereits über 100.000 Elektrotransporter, die als Auslieferungsfahrzeuge fungieren sollen, bei Rivian bestellt. Die Auslieferung dieser Fahrzeuge soll etappenweise bis 2030 erfolgen. Amazon redet dabei ein gewichtiges Wort bei der Ausstattung der Transporter mit. Neben vielen verschiedenen Assistenzsystemen für die Fahrsicherheit betrifft dies insbesondere die Integration der Alexa-Sprachsteuerung. Aktuell besteht das Sortiment von Rivian aus einem seit September 2021 bestellbaren Pick-up mit dem Namen R1T; zudem soll in Kürze ein E-SUV mit der Bezeichnung R1S auf den Markt kommen. Mit Amazon im Rücken könnte Rivian vor einer großen Zukunft stehen.

Lordstown Motors

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Eine deutlich kleinere Marktkapitalisierung (zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels deutlich unter eine Milliarde USD) als Rivian weißt Lordstown Motors auf. Erst 2018 gegründet, ist Lordstown eng mit dem Automobilriesen GM verbandelt. So hat man ein 2019 ein altes GM-Fabrikgelände übernommen, nachdem General Motors Lordstown zuvor einen passenden Kredit gewährt hatte, um den Kauf finanziell stemmen zu können. Nachdem man 2020 per SPAC-Deal an die Börse kam und sogar der damalige US-Vizepräsident Mike Pence das Firmengelände besichtigte, hatten viele Anleger die Hoffnung, dass schnell die ersten marktreifen Fahrzeuge produziert werden könnten. Doch dazu ist es bis heute nicht gekommen.

Im März 2021 deckte die Investmentgesellschaft Hindenburg Research auf, dass Lordstown viele seiner geäußerten Versprechen gar nicht einhalten kann. So seien unter anderem eklatante Probleme bei der Fertigung und massive technische Probleme bei Tests verschwiegen sowie gefälschte Zahlen zu den Fahrzeugbestellungen an die Öffentlichkeit gemeldet worden. Es folgten diverse Rücktritte in der Führungsriege, unter anderem verließ der ehemalige Gründer Steve Burns das Unternehmen. Durch eine Kooperation mit dem taiwanesischen Industriekonglomerat Foxconn sollen die Probleme beim Start der Serienproduktion nunmehr der Vergangenheit angehören. Foxconn hat dafür sowohl Investitionen ins ehemalige GM-Werk getätigt als auch Teile von Lordstown Motors übernommen. Der aktuell einzige geplante Elektrotransporter ist ein Pick-up mit dem Namen Endurance. Nach mehrmaliger Verschiebung des Produktionsbeginns ist der aktuell avisierte Startzeitpunkt das 1. Quartal 2022.

Nikola

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Ein weiteres skandalumwittertes Start-up aus den USA, welches ebenfalls börsengelistet ist, ist Nikola Motors. Das 2014 ins Leben gerufene Unternehmen hatte zwischenzeitlich eine höhere Marktkapitalisierung als Ford; aktuell liegt der Börsenwert bei über 4 Milliarden USD. Nikolas Börsendebüt im Jahre 2020 war mit extrem hohen Erwartungen einhergegangen. Nicht umsonst suggeriert schon der Unternehmensname eine Nähe zum Branchenprimus Tesla (wegen des Namensgebers Nikola Tesla). Nikola galt lange als das Tesla der wasserstoffbetriebenen Nutzfahrzeuge. Wie sich allerdings durch Nachforschungen von Hindenburg Research zeigte, wurde die Öffentlichkeit durch Firmengründer Trevor Milton systematisch belogen. So suggerierten beispielsweise Videoszenen in einem Werbeclip, dass ein wasserstoffbetriebener LKW-Prototyp fahrtüchtig sei; tatsächlich bewegte sich der Prototyp nur, weil das Straßengelände abschüssig war.

Daraufhin verlor Nikola zum einen CEO Milton, der sich zurzeit wegen des Verdachts des Anlegerbetrugs in Rechtsstreitigkeiten befindet, und zum anderen GM, die Nikola eigentlich bei der Produktion eines Pick-ups helfen wollten. Nach dieser turbulenten Zeit fungiert aktuell Iveco als Partnerunternehmen. Mitte September konnte Nikola dann auch wieder mit einer positiven Nachricht aufwarten. So wurde mit dem Start der Serienproduktion des Elektro-LKWs Nikola Tre in Ulm begonnen. Der erste Kunde ist übrigens der Hamburger Hafen. Für den Elektrotransporter Badger gibt es nach dem GM-Rückzug noch keinen geplanten Starttermin.

Arrival

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Arrival ist im Gegensatz zu seinen vorgenannten US-amerikanischen Konkurrenten noch nicht börsennotiert. Doch hinsichtlich des Glaubens an die Fortschrittlichkeit der eigenen Marke ist Arrival den anderen Start-ups sehr ähnlich. Denn die Engländer planen nichts Geringeres als eine Revolution der Automobilherstellung, wie wir sie heute kennen. Das auf Elektrotransporter spezialisierte Unternehmen, welches vom Russen Denis Sverdlow gegründet wurde, setzt auf eine modulare Bauweise, frei nach dem Prinzip der beliebten Lego-Bauklötze. Statt großer Fabriken mit langen Fließbändern sollen die Fahrzeuge in sogenannten Micro-Fabriken auf einer Fläche unter 10.000 Quadratmetern an einer Stelle zusammengebaut werden. Spezielle Roboterzellen sollen diese Aufgabe bewerkstelligen. Kein Wunder, dass die Mehrzahl der Mitarbeiter Softwarespezialisten sind.

Arrival erhofft sich durch dieses Konzept einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. Das erklärte Ziel der Engländer ist es, preislich mit vergleichbaren Verbrennern mithalten zu können. Die Micro-Fabriken sollen lokal überall dort errichtet werden, wo entsprechende Nachfrage existiert. Als Material kommen günstige Verbundwerkstoffe zum Einsatz, die Schweißarbeiten obsolet werden lassen. Auch Lackierarbeiten entfallen. Das Konzept scheint sowohl bei etablierten Konkurrenten als auch bei potenziellen Kunden Anklang zu finden. So konnten Hyundai als strategischer Partner und UPS als erster Großkunde mit rund 10.000 bestellten Fahrzeugen gewonnen werden. Neben den kastenförmigen Kleintransportern sind auch Busse und PKWs in fortgeschrittener Planung.

EVUM Motors

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Nicht nur im Ausland, sondern auch im für seine Automobilindustrie bekannten Deutschland reifen aussichtsreiche Start-ups für Elektrotransporter heran. So hat sich das in Bayern ansässige und seit 2017 existierende Unternehmen EVUM Motors in der Branche bereits einen Namen gemacht. EVUM ging ursprünglich aus einem Forschungsprojektes der Technischen Universität München hervor. Das Ziel von EVUM ist es, bezahlbare und elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten herzustellen. Die Münchener verorten ihre Zielgruppe sowohl in kommunalen als auch in gewerblichen Abnehmern, insbesondere im Bereich der Land- und Forstwirtschaft. Zudem sieht man in Entwicklungsländern, beispielsweise auf dem afrikanischen Kontinent, gute Chancen.

Das bisher einzige bestellbare Modell von EVUM ist das sogenannte A-Car. Beim A-Car handelt es sich um einen 27 PS starken E-Transporter, der von zwei Motoren betrieben wird und standardmäßig mit einem Allradantrieb ausgestattet ist. Erhältlich ist es in insgesamt vier verschiedenen Ausführungen, was es für vielfältige Einsatzmöglichkeiten prädestiniert. Neben einem Modell mit offener Pritsche bietet EVUM eine Variante mit abdeckbarer Pritsche, eine mit geschlossener Ladefläche sowie einen kippfähigen Transporter. Die Reichweite beträgt immerhin 200 Kilometer, die Maximalgeschwindigkeit 70 km/h. Praktisch: Eine im Fahrzeug integrierte Steckdose sorgt dafür, dass Gerätschaften wie Sägen direkt am Auto angeschlossen werden können, welches dann als Stromquelle dient. Im Gegensatz zu vielen der vorgenannten Konkurrenten läuft die Produktion bei EVUM bereits seit einiger Zeit. Mit der Auslieferung der ersten Modelle wird wohl bald begonnen. Als Partner für den Vertrieb konnte mit der BayWa AG auch schon ein renommierter Partner gewonnen werden.